So langsam läuft der Countdown für das Ende der Sommerpause im deutschen Fußball. In ein paar Wochen werden tausende Fans wieder in die Stadien strömen und der ein oder andere wird dabei vielleicht ein Shirt von der Marke „Stadionzeit“ tragen.
Zu diesen Fußballfans gehört Jan Bernhardt. Er trägt aber nicht nur die Kleidung, sondern er ist der Kopf hinter der Marke. Der Döbelner hat sich vor fünf Jahren entschieden, seine Marke „Stadionzeit“ ins Leben zu rufen.
Der Anfang für die eigens designte Kleidung reicht aber schon fast 20 Jahre zurück. Damals hat er für seinen Freizeitfußballverein „FK Austria Döbeln 2006″ die ersten Designs entworfen, damals noch über eine Plattform, auf der jeder seine Designs zum Verkauf anbieten konnte. „So konnte jeder von uns selbst entscheiden, welche Motive er wollte, ohne gleich in größeren Mengen produzieren zu müssen“, sagt Jan Bernhardt. Damit war quasi der eigene kleine Fanshop geboren. „Da konnten die Vereine hier in der Region nur neidisch auf uns blicken“, erinnert er sich.
Alles rund ums Design hat sich der 36-Jährige selbst beigebracht. Bernhardt hatte schon lange die Idee, etwas Eigenes haben zu wollen. „Damals hatte ich in Schichten gearbeitet, hatte vormittags Zeit und so ist das entstanden“, sagt er. Die Schichtarbeit gehört mittlerweile der Vergangenheit an, „Stadionzeit“ ist aber geblieben.
Auf den Namen ist er eher zufällig gekommen und hatte Glück, dass dieser noch nicht geschützt war. „Es ist ein guter Begriff für Fußball allgemein“, sagt Bernhardt. Im Onlineshop gibt es neben dem Logo von Stadionzeit noch weitere Motive. Wie das T-Shirt „3 Freunde“. In geschwungener Schrift werden diese benannt: Fußball, Bratwurst und Bier. Oder das Modell „Frühshoppen“: ein gezeichnetes Bild von vier Männern, die mit Essen und Kaltgetränken an einem Tisch sitzen und sichtlich Spaß haben. „Ich wollte perfekte Klamotten für den Stadionbesuch, die Lieblingskneipe oder den Bolzplatz am Sonntag“, so der Döbelner. Neben Shirts und Pullovern gibt es auch noch Gürteltaschen, Jacken und Mützen.
Wichtig sind dem 36-Jährigen dabei Qualität und Nachhaltigkeit. Denn Fußballkleidung werde leider oft billig produziert und da sei es egal, ob der Verein in der ersten oder dritten Liga spiele. Seine Marke hat die höchste Zertifizierung in Sachen Nachhaltigkeit vorzuweisen. Produziert wird in Belgien, die Druckerei hat ihren Sitz in Hamburg.
Bernhardt betreibt den Onlineshop als Hobby, hauptberuflich ist er Disponent. Er nimmt sich aber regelmäßig Zeit, um an seinem Shop zu arbeiten. Zweimal im Jahr will er im besten Fall neue Designs veröffentlichen. Im Herbst wird es eine zweite Auflage von „Stadt, Land, Stadionzeit“ geben, angelehnt an das Spiel „Stadt, Land, Fluss“. „Das wurde deutschlandweit bestellt, Vereine hatten das auch für ihre Vereinsheime bestellt, um das dort auszulegen“, sagt er.
Wer so einen Onlineshop betreibt, der muss natürlich ein großes Fußballherz haben. Jan Bernhardt hat seins seit Kindheitstagen an den FC Schalke 04 verloren. „Ich habe als kleines Kind mal was von Schalke bekommen, seitdem bin ich komplett bekloppt“, sagt er und lacht dabei. Als Jugendlicher ist er zu den Spielen gefahren, die mit dem Wochenendticket erreichbar waren, beispielsweise nach Cottbus. Seitdem hat er unzählige Stunden auf Straßen, Schienen und sogar in der Luft verbracht. Sehr gut kann er sich noch an das Spiel in der Ukraine in Lemberg erinnern. Schalke spielte damals gegen Schachtjor Donezk. „Wir sind mit dem Fanbus gefahren, 900 Kilometer hin und wieder zurück“, erinnert er sich. Ausgegangen ist das Spiel übrigens 0:0 – 1800 Kilometer für ein torloses Spiel. Aber um diese 90 Minuten Spielzeit geht es dem Schalke-Fan gar nicht. „Es geht um das Drumherum. Wenn man zum Beispiel alleine fährt, lernt man sehr schnell neue Leute kennen und kommt mit ihnen ins Gespräch“. Noch immer fährt Bernhardt regelmäßig zu Schalke-Spielen, wenn es die Zeit zulässt. „Das von heute auf morgen abzulegen, das könnte ich nicht.“
Vor allem aus Sachsen und Nordrhein-Westfalen bestellen die Menschen bei Stadionzeit. Und da kam es auch schon mal vor, dass er auf Schalke einen Fan mit einem seiner Shirts gesehen hat. „Es ist ein mega geiles Gefühl, wenn du selbst zum Fußball fährst und dort deine Klamotten getragen werden“, so Bernhardt. Aber auch in Richtung Frankreich, Großbritannien, Schweden, USA und Mexiko hat der Döbelner seine Kleidung schon verschickt. „Mich hatten welche aus Mexiko auf Instagram angeschrieben, weil sie Fans von solchen Casual-Marken sind. Die haben mir immer geschrieben und auch was von ihrem Verein geschickt“, so Bernhardt.
Solche Casual-Marken, also Hersteller, die sich explizit auf Fußball und Streetstyle beziehen, gab es in der Vergangenheit immer mehr. „Das ist auf jeden Fall ein Trend, viele wollen versuchen, diese Fußballgeschichte mehr in den Alltag zu bringen“, sagte Bernhardt. Auf die vergangene fünf Jahre, die seit der Gründung von „Stadionzeit“ vergangenen sind, blickt Bernhardt mit Stolz zurück. „Es ist schon cool, wenn man eine eigene Marke aus dem Nichts auf die Beine stellt.“ Dabei hat der 36-Jährige lange gebraucht, um auch seinen Freunden von der Marke zu erzählen. „Am Anfang habe ich gar nicht gesagt, dass es ‚meine‘ Marke ist. Ich hatte zwei Jahre nach Beginn einen Stand auf dem Sportplatz in Niederstriegis und da habe ich es bekannt gegeben, viele Freunde wussten das gar nicht“, erinnert er sich. Mittlerweile gehören einige von ihnen längst zu Stammkunden.
„Eigentlich sagt man, man sollte sein Hobby nicht zum Beruf machen. Aber wenn es funktionieren würde, warum nicht?“, sagt Bernhardt zu seinen Zukunftsplänen. Aber dafür müsse erstmal abgewartet werden, wie sich der Onlineshop entwickelt. Aber so einmal in der Woche einen Verkaufstag in einem Vereinsheim, das wäre für Bernhardt schon cool. Und natürlich gibt es da dann auch Fußball(kicker), Bratwurst und Bier.
Redakteurin SZ - Lea Heilmann